Neue Liebe, neues Leben: Prosatext zu dem Gedicht
By Larissa Bernhardi

Prosatext zu dem Gedicht

Neue Liebe, neues Leben

Sie ist es. Sie muss es sein. Solche Augen und dieses seidenglatte Haar! Ich stellte mir schon vor, wie es sich anfühlen würde mit den Fingern da durchzu- streichen, die einzelnen Strähnen abzutrennen und sie um den Finger zu wickeln. Verlegen senkte sich ihr Blick, anscheinend hatte sie gemerkt, dass ich sie beobachtet hatte. Wie ein Gentleman hob ich mein Rotweinglas und prostete ihr mit einem Zwinkern zu und sogleich schenkte sie mir wieder eines ihrer wundervollen Lächeln. Ich ließ meinen Blick weiter durch den Saal gleiten, ich wurde auf diesen Ball eingeladen, weil ein guter alter Freund aus den gehobeneren Kreisen seinen 40. Geburtstag feierte. Das Essen war nicht besonders gut, musste ich mir eingestehen, denn mein Freund, Baron von Heute, liebte Kümmel, welches auch heute Abend im Essen zu finden war, im Gegensatz zu mir, aber umso besser war die Musik und somit auch die Stimmung. Ich musste wieder zu ihr schauen, leider wusste ich immer noch nicht ihren Namen, geschweige denn, zu wem sie heute Abend gehörte, aber da sie nur auf ihrem Platz saß und verträumt den tanzenden Pärchen zu- schaute, erfasste ich meine Chance und bat sie um einen Tanz. Genauestens überprüfte ich ihre Reaktion. Sie guckte erst ein wenig verwundert und schaute schnell zur Seite, doch sie brachte ein schüchternes „Ja“ raus. Elegant, wie ich es noch nie bei einer Frau gesehen hatte , stand sie auf, hakte ihren Arm bei mir ein und ich geleitete uns beide zur Tanzfläche. Ich konnte neben ihr nicht mehr klar denken, ihr Kölnisch Wasser umhüllte uns beide. Auf der Tanzfläche angekommen, legte sie ihre Arme um mich und wir schaukelten in den Wogen der hinreißenden Musik hin und her.
„Wo ist denn Ihr Begleiter hin?“, fragte ich sie mit verborgenem Interesse.
„Ich bedaure, ich bin ohne Begleitung hier. Baron von Heute hatte nur meinen Vater und meine Wenigkeit eingeladen.“
Erleichterung darüber, dass sie keine Begleitung eines anderen jungen Mannes hatte, und neues Selbstbewusstsein durchströmten mich.
„Ach, bitte nicht so bescheiden. Darf ich Ihren Namen erfahren?“
Sie lächelte mich an und klimperte ein wenig mit ihren Augen.
„Isabelle Ziering.“
„Ah, es ist mir eine große Freude, Bekanntschaft mit Ihnen zu machen, Isabelle Ziering.“
Ich ließ mir ihren Namen auf der Zunge zergehen. Trotz alledem wusste ich, dass ich mir keine Beziehung mit ihr erlauben konnte. Sie war einfach zu jung und ich könnte schon ihr Vater, wenn nicht sogar ihr Großpapa sein. Aber ich hatte hier einen Ruf zu verteidigen, einen Ruf, der mich ganze 5 ½ Jahre gekostet hatte, aufzubauen und den wollte ich nicht verlieren, nur wegen einer Frau! Die ganze Stadt würde dann reden. Also beschloss ich, es heute zu genießen und wir hatten beide unseren Spaß. Dieser Abend verging wie im Flug, ich konnte gar nicht genug von ihr bekommen und inbrüstig hoffte ich, dass auch sie so fühlte, wie ich.
„Ach Gott, wohin soll das noch führen?“, dachte ich noch bei mir, bevor ich einschlief und die Nacht von ihr, Isabelle Ziering, träumte.
Ich habe mich verliebt, war der erste klare Gedanke, den ich am nächsten Morgen danach hatte. Sofort spürte ich das Bedürfnis, sie wieder zu sehen, aber es ging nicht. Ich musste arbeiten. Meine Arbeit als Tischler war nicht einfach, da ich zudem des Öfteren noch zu den normalen Aufträgen Extraanfertigungen für Freunde und Verwandte machte, aber es hielt mich gut über Wasser, sodass ich flüssig war. Es lief alles in Allem eigentlich gut für so einen alten Mann wie mich, aber die Liebe konnte ich nicht gebrauchen, zu oft schon ist sie gekommen und gegangen. Meine vier Kinder sind inzwischen schon erwachsen und sind dabei eine eigene Familie zu gründen. Nun denn, ich packte meine sieben Sachen und verschwand in meiner Werkstatt. Normalerweise konnte die Zeit gar nicht schnell genug vorbeigehen, denn ich arbeitete immer besonders konzentriert, doch heute musste ich immerzu an Miss Ziering denken. Ich war wie verhext und gab es schließlich am frühen Abend auf weiterzuarbeiten. Ich konnte und wollte nicht mehr warten, bis uns der Zufall wieder zusammen brachte. Es war demütigend für mich selbst, bereits nach einem Tag schwach zu werden. Trotz meiner Anschuldigungen, die ich mir andauernd selbst machte, zog ich meinen Mantel an und wollte raus, wollte nur noch in ihre erwartungsvollen Augen sehen und sie in meinem Arm halten, wie gestern Abend. Frustriert lief ich Richtung Tür, doch es klopfte bereits. Gespannt schloss ich meine Tür auf und es verschlug mir den Atem. Da stand sie vor meiner Tür, ganz nass vom Regen.
„Oh, Ich hoff`, ich störe nicht!“, sagte höflich die Frau meiner wahrsten Träume.
„Aber nein, Miss Ziering, kommen Sie doch rein, Sie werden ja ganz nass!“ Sie folgte meinen Worten und trat ein. Ich schloss die Tür und drehte mich um, doch plötzlich stand sie vor mir und ich konnte noch erkennen, wie sie nach meiner Hand, griff bevor sie immer näher kam, um mich zu küssen.
„Miss Ziering!“, kam es kleinlaut aus mir heraus, obwohl es eigentlich bewusst und zurechtweisend klingen sollte. Aber ich lehnte nicht ab und wir küssten uns, beide in Mänteln, die wir aus demselben Grund trugen: Wir wollten uns sehen. Es war Sehnsucht. Es war Liebe. Doch irgendwann bemerkte ich, was das bedeutete, was ich hier gerade machte. Behutsam strich ich noch einmal über ihre sanfte rosige Wange, wie, um es noch ein letztes Mal auszukosten und dann löste ich mich sachte von ihr.
Wie konnte ich nur?!, dachte ich. So als wüsste sie, was gerade geschehen war, fing sie an schwer zu atmen, wurde leicht rot und schaute zu Boden. Sie hatte einen kleinen Brief aus ihrer Handtasche, drückte ihn mir in die Hand und verließ verlegen mein Haus. In dem Brief fand ich einen neuen Auftrag vor und sofort ließ ich alles stehen und liegen und machte mich an die Arbeit. Ich sollte einen Spiegel anfertigen, einen mit einem hochwertigen hölzernen Rahmen. Ich arbeitete zwei oder drei Tage durch, ich weiß es nicht mehr, aber das Endergebnis war atemberaubend. Ich hatte das teuerste und hochwertigste Holz verwendet, das es auf dem Markt zu erwerben gab und mit kleinen Mustern und Herzen geschmückt, die sich entlang des Rahmens schlängelten. Jetzt stand ich vor ihrer Haustür und war richtig aufgeregt! Ihr Vater öffnete mir die Tür und anscheinend wusste er nichts davon, denn er schaute mich planlos an und versuchte vergebens mich einzuordnen.
„Ich glaube, Ich hatte noch nicht die Ehre, mich bei Ihnen vorzustellen, ich bin Timothy Talbein und habe eine Lieferung für Eure Tochter Isabelle Ziering“, erklärte ich ihm. Er nickte kurz und ließ nach seiner Tochter rufen, die sofort kam und mich sogar in ihr Zimmer ließ. Sachte, aber dennoch professionell brachte ich den Spiegel an und bewunderte mein Endergebnis schließlich voller Stolz und Entzücken. Miss Ziering war vollauf begeistert von dem Spiegel und wagte gar nicht, ihn zu berühren und als sie ihren Geldbeutel zückte, ließ ich meine Hand sachte auf ihre gleiten und gab ihr wortlos zu verstehen, dass es ein Geschenk sei. Sie bekam große Augen und machte dankbar Anstalten mich erneut zu küssen, doch diesmal war ich darauf vorbereitet und wich ihr ein wenig aus.
„Entschuldigen Sie bitte, Miss Ziering. Es geht nicht.“
Tränen der Scham und Enttäuschung stiegen ihr in die Augen.
„Was habe ich falsch gemacht? Bitte, sagen Sie es mir!“, flüsterte sie.
Ich liebte sie und konnte deswegen nicht widerstehen, wenigstens ihre Hand zu nehmen.
„Gar nichts, Mylady. Es liegt ausschließlich nur an mir, ganz allein an mir.“
Auch mir stiegen jetzt Tränen in die Augen und wir beide wussten zu diesem Zeitpunkt, dass wir aneinander liebten. Leider aber war es eine Liebe, die nicht gestattet oder erwartet wurde in dieser Welt. Ich hätte mich selbst verändern müssen für sie, meine ganze Lebensweise und auch meinen Charakter. Und das ging nicht, dafür hatte sich alles schon eingebrannt und würde deshalb nicht mehr rückgängig zu machen sein. Das war der Grund, weshalb ich diese Liebe nicht zuließ. Ich liebte sie, sie liebte mich, aber es hätte nie so sein dürfen.


Im Rahmen der Unterrichtseinheit „Liebesgedichte“ hatten die Schülerinnen
und Schüler der 9. Klasse die Aufgabe, ein Gedicht ihrer Wahl, kreativ zu bearbeiten,
z.B. eine Gedichtcollage erstellen, ein Bild dazu malen, weitere Strophen hinzufügen
und eben auch einen Prosatext dazu schreiben.
Der nachfolgende Prosatext ist ein gelungenes Beispiel für die Kreativität unserer
Schülerinnen und Schüler.
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir den Text nicht übersetzt haben.
                                                                                                                             
  Marion Boos

Neue Liebe, neues Leben: Gedicht

Gedicht
Neue Liebe, neues Leben

Herz, mein Herz, was soll das geben?
Was bedränget dich so sehr?
Welch ein fremdes, neues Leben!
Ich erkenne dich nicht mehr.
Weg ist alles, was du liebtest,
Weg, warum du dich betrübtest,
Weg dein Fleiß und deine Ruh-
Ach, wie kamst du nur dazu!

Fesselt dich die Jugendblüte,
Diese liebliche Gestalt,
Dieser Blick voll Treue und Güte
Mit unendlicher Gewalt?
Will ich rasch mich ihr entziehen,
Mich ermahnen, ihr entfliehen,
Führet mich im Augenblick
Ach, mein Weg zu ihr zurück.

Und an diesem Zauberfädchen,
Das sich nicht zerreißen lässt,
Hält das liebe lose Mädchen
Mich so wider Willen fest;
Muss in ihrem Zauberkreise
Leben nun auf ihre Weise.
Die Veränderung, ach, wie groß!
Liebe! Liebe! Lass mich los!

Johann Wolfgang von Goethe (1775)

Prosatext zu dem Gedicht

Neue Liebe, neues Leben

Sie ist es. Sie muss es sein. Solche Augen und dieses seidenglatte Haar! Ich stellte mir schon vor, wie es sich anfühlen würde mit den Fingern da durchzu- streichen, die einzelnen Strähnen abzutrennen und sie um den Finger zu wickeln. Verlegen senkte sich ihr Blick, anscheinend hatte sie gemerkt, dass ich sie beobachtet hatte. Wie ein Gentleman hob ich mein Rotweinglas und prostete ihr mit einem Zwinkern zu und sogleich schenkte sie mir wieder eines ihrer wundervollen Lächeln. Ich ließ meinen Blick weiter durch den Saal gleiten, ich wurde auf diesen Ball eingeladen, weil ein guter alter Freund aus den gehobeneren Kreisen seinen 40. Geburtstag feierte. Das Essen war nicht besonders gut, musste ich mir eingestehen, denn mein Freund, Baron von Heute, liebte Kümmel, welches auch heute Abend im Essen zu finden war, im Gegensatz zu mir, aber umso besser war die Musik und somit auch die Stimmung. Ich musste wieder zu ihr schauen, leider wusste ich immer noch nicht ihren Namen, geschweige denn, zu wem sie heute Abend gehörte, aber da sie nur auf ihrem Platz saß und verträumt den tanzenden Pärchen zu- schaute, erfasste ich meine Chance und bat sie um einen Tanz. Genauestens überprüfte ich ihre Reaktion. Sie guckte erst ein wenig verwundert und schaute schnell zur Seite, doch sie brachte ein schüchternes „Ja“ raus. Elegant, wie ich es noch nie bei einer Frau gesehen hatte , stand sie auf, hakte ihren Arm bei mir ein und ich geleitete uns beide zur Tanzfläche. Ich konnte neben ihr nicht mehr klar denken, ihr Kölnisch Wasser umhüllte uns beide. Auf der Tanzfläche angekommen, legte sie ihre Arme um mich und wir schaukelten in den Wogen der hinreißenden Musik hin und her.
„Wo ist denn Ihr Begleiter hin?“, fragte ich sie mit verborgenem Interesse.
„Ich bedaure, ich bin ohne Begleitung hier. Baron von Heute hatte nur meinen Vater und meine Wenigkeit eingeladen.“
Erleichterung darüber, dass sie keine Begleitung eines anderen jungen Mannes hatte, und neues Selbstbewusstsein durchströmten mich.
„Ach, bitte nicht so bescheiden. Darf ich Ihren Namen erfahren?“
Sie lächelte mich an und klimperte ein wenig mit ihren Augen.
„Isabelle Ziering.“
„Ah, es ist mir eine große Freude, Bekanntschaft mit Ihnen zu machen, Isabelle Ziering.“
Ich ließ mir ihren Namen auf der Zunge zergehen. Trotz alledem wusste ich, dass ich mir keine Beziehung mit ihr erlauben konnte. Sie war einfach zu jung und ich könnte schon ihr Vater, wenn nicht sogar ihr Großpapa sein. Aber ich hatte hier einen Ruf zu verteidigen, einen Ruf, der mich ganze 5 ½ Jahre gekostet hatte, aufzubauen und den wollte ich nicht verlieren, nur wegen einer Frau! Die ganze Stadt würde dann reden. Also beschloss ich, es heute zu genießen und wir hatten beide unseren Spaß. Dieser Abend verging wie im Flug, ich konnte gar nicht genug von ihr bekommen und inbrüstig hoffte ich, dass auch sie so fühlte, wie ich.
„Ach Gott, wohin soll das noch führen?“, dachte ich noch bei mir, bevor ich einschlief und die Nacht von ihr, Isabelle Ziering, träumte.
Ich habe mich verliebt, war der erste klare Gedanke, den ich am nächsten Morgen danach hatte. Sofort spürte ich das Bedürfnis, sie wieder zu sehen, aber es ging nicht. Ich musste arbeiten. Meine Arbeit als Tischler war nicht einfach, da ich zudem des Öfteren noch zu den normalen Aufträgen Extraanfertigungen für Freunde und Verwandte machte, aber es hielt mich gut über Wasser, sodass ich flüssig war. Es lief alles in Allem eigentlich gut für so einen alten Mann wie mich, aber die Liebe konnte ich nicht gebrauchen, zu oft schon ist sie gekommen und gegangen. Meine vier Kinder sind inzwischen schon erwachsen und sind dabei eine eigene Familie zu gründen. Nun denn, ich packte meine sieben Sachen und verschwand in meiner Werkstatt. Normalerweise konnte die Zeit gar nicht schnell genug vorbeigehen, denn ich arbeitete immer besonders konzentriert, doch heute musste ich immerzu an Miss Ziering denken. Ich war wie verhext und gab es schließlich am frühen Abend auf weiterzuarbeiten. Ich konnte und wollte nicht mehr warten, bis uns der Zufall wieder zusammen brachte. Es war demütigend für mich selbst, bereits nach einem Tag schwach zu werden. Trotz meiner Anschuldigungen, die ich mir andauernd selbst machte, zog ich meinen Mantel an und wollte raus, wollte nur noch in ihre erwartungsvollen Augen sehen und sie in meinem Arm halten, wie gestern Abend. Frustriert lief ich Richtung Tür, doch es klopfte bereits. Gespannt schloss ich meine Tür auf und es verschlug mir den Atem. Da stand sie vor meiner Tür, ganz nass vom Regen.
„Oh, Ich hoff`, ich störe nicht!“, sagte höflich die Frau meiner wahrsten Träume.
„Aber nein, Miss Ziering, kommen Sie doch rein, Sie werden ja ganz nass!“ Sie folgte meinen Worten und trat ein. Ich schloss die Tür und drehte mich um, doch plötzlich stand sie vor mir und ich konnte noch erkennen, wie sie nach meiner Hand, griff bevor sie immer näher kam, um mich zu küssen.
„Miss Ziering!“, kam es kleinlaut aus mir heraus, obwohl es eigentlich bewusst und zurechtweisend klingen sollte. Aber ich lehnte nicht ab und wir küssten uns, beide in Mänteln, die wir aus demselben Grund trugen: Wir wollten uns sehen. Es war Sehnsucht. Es war Liebe. Doch irgendwann bemerkte ich, was das bedeutete, was ich hier gerade machte. Behutsam strich ich noch einmal über ihre sanfte rosige Wange, wie, um es noch ein letztes Mal auszukosten und dann löste ich mich sachte von ihr.
Wie konnte ich nur?!, dachte ich. So als wüsste sie, was gerade geschehen war, fing sie an schwer zu atmen, wurde leicht rot und schaute zu Boden. Sie hatte einen kleinen Brief aus ihrer Handtasche, drückte ihn mir in die Hand und verließ verlegen mein Haus. In dem Brief fand ich einen neuen Auftrag vor und sofort ließ ich alles stehen und liegen und machte mich an die Arbeit. Ich sollte einen Spiegel anfertigen, einen mit einem hochwertigen hölzernen Rahmen. Ich arbeitete zwei oder drei Tage durch, ich weiß es nicht mehr, aber das Endergebnis war atemberaubend. Ich hatte das teuerste und hochwertigste Holz verwendet, das es auf dem Markt zu erwerben gab und mit kleinen Mustern und Herzen geschmückt, die sich entlang des Rahmens schlängelten. Jetzt stand ich vor ihrer Haustür und war richtig aufgeregt! Ihr Vater öffnete mir die Tür und anscheinend wusste er nichts davon, denn er schaute mich planlos an und versuchte vergebens mich einzuordnen.
„Ich glaube, Ich hatte noch nicht die Ehre, mich bei Ihnen vorzustellen, ich bin Timothy Talbein und habe eine Lieferung für Eure Tochter Isabelle Ziering“, erklärte ich ihm. Er nickte kurz und ließ nach seiner Tochter rufen, die sofort kam und mich sogar in ihr Zimmer ließ. Sachte, aber dennoch professionell brachte ich den Spiegel an und bewunderte mein Endergebnis schließlich voller Stolz und Entzücken. Miss Ziering war vollauf begeistert von dem Spiegel und wagte gar nicht, ihn zu berühren und als sie ihren Geldbeutel zückte, ließ ich meine Hand sachte auf ihre gleiten und gab ihr wortlos zu verstehen, dass es ein Geschenk sei. Sie bekam große Augen und machte dankbar Anstalten mich erneut zu küssen, doch diesmal war ich darauf vorbereitet und wich ihr ein wenig aus.
„Entschuldigen Sie bitte, Miss Ziering. Es geht nicht.“
Tränen der Scham und Enttäuschung stiegen ihr in die Augen.
„Was habe ich falsch gemacht? Bitte, sagen Sie es mir!“, flüsterte sie.
Ich liebte sie und konnte deswegen nicht widerstehen, wenigstens ihre Hand zu nehmen.
„Gar nichts, Mylady. Es liegt ausschließlich nur an mir, ganz allein an mir.“
Auch mir stiegen jetzt Tränen in die Augen und wir beide wussten zu diesem Zeitpunkt, dass wir aneinander liebten. Leider aber war es eine Liebe, die nicht gestattet oder erwartet wurde in dieser Welt. Ich hätte mich selbst verändern müssen für sie, meine ganze Lebensweise und auch meinen Charakter. Und das ging nicht, dafür hatte sich alles schon eingebrannt und würde deshalb nicht mehr rückgängig zu machen sein. Das war der Grund, weshalb ich diese Liebe nicht zuließ. Ich liebte sie, sie liebte mich, aber es hätte nie so sein dürfen.